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Ende 2024 ist nun endlich mein Roman „Menschen der Erde“ im Verlag MTA erschienen. Aus diesem Anlass habe ich ein Interview mit mir selber geführt.
Michael, wovon handelt dein Roman?
Hm, vordergründig geht es darin um eine Adoption. Ein Kind wird aus Chile adoptiert und wächst fortan bei einer deutschen Familie auf. Es geht um die Suche nach Identität und Zugehörigkeit. Es geht um die Fäden und Verknüpfungen zwischen den drei Protagonist*innen, Flora, dem Mapuchemädchen aus Chile, Lena, der deutschen Adoptivmutter, und Monti, dem Möchtegernschamanen aus der Nachbarschaft.
Sind das die titelgebenden „Menschen der Erde“?
Auf jeden Fall, allerdings ist Menschen der Erde im engeren Sinne auch die direkte Übersetzung der Bezeichnung Mapuche, wie sich jene „Menschen der Erde“ in ihrer Sprache Mapuzungun selber nennen.
Wer oder was sind denn diese Mapuche?
Die Mapuche sind eine ethnische Minderheit im Süden Chiles und Argentiniens, ihnen wurden Land und Kultur geraubt, wie allen indigenen Menschen. Das Besondere an ihnen ist unter anderem, dass die spanischen Eroberer sie nicht im Krieg bezwingen konnten, 200 Jahre ging es hin und her, erst 1896 beendete die chilenische Armee die territoriale Unabhängigkeit der Mapuche militärisch. Ist das nicht erstaunlich? Von dieser Widerstandskraft wollte ich erzählen, die Mapuche kämpfen nämlich immer noch.
Du erzählst in deinem Roman also von einer Indigenen, du versetzt dich in ein fiktives Mapuchemädchen hinein, teilweise lässt du sie in der Ich-Perspektive sprechen. Du verwendest darüber hinaus ein formales Motiv, das du der Kultur der Mapuche entlehnst: Dein Roman besitzt sieben Kapitel, die den sieben Stufen – mit spiritueller Bedeutung – des Rehue entsprechen, jenes Kultpfahls, den die Medizinfrau der Mapuche, die Machi, beim wichtigsten religiösen Ritual hinaufsteigt.
Nun bist du ein weißer Europäer männlichen Geschlechts. Musst du dir nicht den Vorwurf kultureller Aneignung machen lassen?
Ja, das muss ich wohl. Aber ich wollte diesen Roman trotzdem schreiben, in Empathie, für Toleranz. Denn daran glaube ich. Tatsächlich kann ich verstehen, wenn jemand lieber den authentischen Bericht oder Roman eines echten indigenen Adoptivkindes lesen möchte oder den authentischen Bericht einer wirklichen Adoptivmutter, dass jetzt die Zeit für andere Stimmen gekommen ist, für weibliche, für diverse. Ich verstehe das Gerechtigkeitsmotiv und das Interesse am Neuen. Aber ich kann deshalb nicht aufhören zu schreiben und meine Geschichten zu erzählen, wie eben ich sie erzähle.
Tatsächlich freue ich mich sehr über dieses Buch. Und ich schreibe wie immer schon am nächsten.
„Menschen der Erde“, Roman, 354 Seiten
Die nächsten Lesungen aus „Menschen der Erde“:
23.02.25, 16 Uhr, Literaturquickie im Tafelspitz, Himmelstraße 5, Hamburg-Winterhude
27.03.25, 20 Uhr, Lesebühne ZINNOBER in der Zinnschmelze, Maurienstraße 19, Hamburg
01.06.25, Das Boot e.V., Osterbrookplatz 17 (mit Alexander Posch), Hamburg
25.06.25, 19 Uhr, Wortpicknick im Park Planten un Blomen, Hamburg
05.09.25, Norden Festival, Kulturzelt, Königswiesen (Stadtpark), Schleswig
Und was bislang mit den „Menschen der Erde“ geschah:
7.11.24, Buchpremiere im Nachtasyl, Alstertor 1, gemeinsam mit Alexander Posch, „Tage zählen“
25.11.24, cohen+dobernigg BUCHHANDEL, Sternstraße 4